#MiSA Chat: Wie Quereinsteigende die Weiterentwicklung der Profession fördern

posted on 12 Jul 2023

Als aus­ge­­bil­­dete Pri­mar­leh­­re­rin und selb­­stän­­dige Kom­mu­­ni­­ka­ti­­ons­­be­ra­te­rin hatte sie bereits einige beruf­­li­che Ent­wick­­lun­gen voll­­zo­gen, bevor sich Eva Zwah­len 2019 zum #Mi­SA-­Stu­dium ent­schloss. Wie sie zur Sozia­len Arbeit (zu­rück­-)­ge­fun­den hat und inwie­­fern Quer­ein­s­tei­­gende die Wei­ter­ent­wick­­lung der Pro­fes­­sion ermög­­li­chen, erfah­ren Sie im neuen #MiSA Chat.

Als Pri­mar­leh­­re­rin und selb­stän­dige Kom­mu­­ni­­ka­ti­­ons­­be­ra­te­rin schauen Sie bereits auf einige beruf­­li­che Ent­wick­­lun­gen zurück. Wann haben Sie gemerkt, dass das Mas­ter-­Stu­dium in Sozia­ler Arbeit der nächste logi­­sche Schritt in Ihrer per­sön­li­chen Ent­wick­­lung darstellt?

Dazu muss ich kurz etwas aus­ho­len. Nach­dem ich 1996 meine Erst­aus­­bil­­dung zur Pri­mar­leh­­re­rin abge­­schlos­sen hat­te, stu­dierte ich ansch­­lies­­send ein Semes­ter lang an der Uni­ver­si­tät Fri­bourg Sozi­al­ar­­beit. Das Buch «Kon­struk­tion, Ent­wick­­lung und Behan­d­­lung Sozia­ler Pro­ble­me» von Alberto Godenzi aus die­ser Zeit steht noch immer in mei­nem Bücher­­ge­­stell. Es folg­ten viele Jah­re, in denen ich nicht mehr viele Berüh­rungs­­­punkte mit der Sozia­len Arbeit hat­te. Als mich meine Arbeit als Kom­mu­­ni­­ka­ti­­ons­­be­ra­te­rin ins Gesun­d­heits­­we­sen führ­te, merkte ich, dass mich die Bedin­­gun­gen, in denen Men­schen leben und die auf ihre Gesun­d­heit ein­wir­ken, zu inter­es­­sie­ren began­nen. Gleich­­zei­tig wollte ich mich als Kom­mu­­ni­­ka­ti­­ons­­be­ra­te­rin brei­ter auf­stel­len und Non­pro­fit-­Or­ga­­ni­sa­tio­nen ganz­heit­­li­cher bera­ten kön­nen. Dazu schien mir das Mas­ter­­stu­­dium im Koope­ra­ti­­ons­­mas­ter der pas­sende Weg. Die Ver­bin­­dung von Theo­rie und Pra­xis und die Mög­lich­keit, meine Berufs­­er­fah­run­gen gezielt ein­brin­gen zu kön­nen, haben mich sehr über­zeugt. Mit dem Abschluss des Mas­ter­­stu­­diums schloss sich gewis­­ser­­mas­sen ein sehr per­sön­li­cher Kreis für mich.

Im Rah­men Ihrer Abschluss­ar­­beit haben Sie das Thema der Unter­­ver­­­sor­­gung von Krebs­­be­trof­­fe­nen («Can­cer Sur­vi­vor­s») auf­ge­­grif­fen. Inwie­­fern trägt Ihre Mas­ter-­The­sis zur Wei­ter­ent­wick­­lung der Pro­fes­­sion bei?

2020 durfte ich die Krebs­­liga Bern im Rah­men eines Bera­tungs­­­man­­dats län­ger beglei­ten. Meine Tante war 2009 an Krebs gestor­ben und das Thema daher für mich emo­tio­nal bedeut­sam. Als ich mich inten­­si­ver mit der Gesun­d­heits­­­ver­­­sor­­gung von Krebs­­be­trof­­fe­nen in der Schweiz aus­ein­an­­der­­setz­te, stellte ich fest, dass – aus einer sozi­al­ar­­bei­te­ri­­schen Per­spek­tive – die Unter­­ver­­­sor­­gung einer vul­ne­ra­blen Gruppe droht. Ich erkann­te, dass mein Wis­sen und meine Erfah­run­gen aus der Unter­­neh­­mens­­kom­mu­­ni­­ka­tion hel­fen kön­nen, The­men der Sozia­len Arbeit in die Öffent­­lich­keit zu brin­gen. Gerade weil ich einen etwas ande­ren beruf­­li­chen Hin­ter­­grund habe, war die Ver­bin­­dung von kom­mu­­ni­­ka­ti­ven und sozi­al­ar­­bei­te­ri­­schen Model­len und Theo­rien ein neuer Zugang. Die Soziale Arbeit kann mit Blick auf Advo­­cacy von Can­cer Sur­vi­vors eine sehr wich­tige und vor allem poli­ti­­sche Rolle spie­len. Für die Pra­xis kön­nen die Erkennt­­nisse mei­ner The­sis in vie­ler­lei Hin­sicht hil­f­reich sein: Einer­­seits ergän­zen sie die pri­mär pfle­­ge­risch-­me­di­­zi­­ni­­sche Per­spek­tive auf die Ver­sor­­gung von Krebs­­be­trof­­fe­nen mit einem sozi­al­ar­­bei­te­ri­­schen Blick. Ande­­rer­­seits wird eben­­die­ser Blick wie­derum mit poli­tisch-kom­mu­­ni­­ka­ti­ven Aspek­ten ergänzt. Ins­be­­son­­dere letz­tere kön­nen einen Mehr­wert für Orga­­ni­sa­tio­nen des Sozial- und Gesun­d­heits­­we­­sens dar­stel­len, wenn es darum geht, diese (Unter-)Ver­sor­­gung ver­mehrt auf die poli­ti­­sche Agenda zu bringen.

Par­al­lel zum Stu­dium und wäh­rend der Coro­na-Pan­de­mie haben Sie sich selb­stän­dig gemacht. Wie gelang der Spa­gat zwi­schen Teil­zeit-Stu­dium und Berufstätigkeit?

Das Grün­den mei­ner eige­nen Firma war für mich eine ideale Mög­lich­keit, das Mas­ter-­Stu­dium und meine Erwerbs­tä­tig­keit gut unter einen Hut zu brin­gen, weil ich letz­tere bes­ser auf die Vor­le­­sun­gen abstim­men konn­te. Gleich­­zei­tig erfor­­derte die­ses Set­ting viel Selbst­­dis­­zi­p­lin und -or­ga­­ni­sa­tion. Als es im Früh­jahr 2022 galt, die Umfeld- und Orga­­ni­sa­ti­­ons­ana­­lyse sowie Fokus­­grup­­pen­­ge­sprä­che für die Mas­ter-­The­sis durch­zu­füh­ren, die Erge­b­­nisse zusam­­men­­zu­fas­sen und aus­zu­wer­ten und die gesamte The­sis lang­sam auf die Ziel­­ge­rade zu brin­gen, war ich beruf­­lich im Rah­men mei­ner Selb­stän­dig­keit stark gefor­­dert. Hier kamen mir meine Pro­jek­t­­ma­na­­ge­­ment-Er­fah­run­gen zugu­te. Gehol­fen hat mir aber auch, dass ich mein per­sön­li­ches Ziel nicht aus den Augen ver­lor: Ich wollte meine Erfah­run­gen aus der Unter­­neh­­mens­­kom­mu­­ni­­ka­tion mit einem sozi­al­ar­­bei­te­ri­­schen Thema zusam­menführen.

Dies ist Ihnen gelun­gen. Vie­len Dank für das Gespräch.


Information: Der Bei­trag erschien ursprüng­lich am 12. Juli 2023 auf www.masterinsozialerarbeit.ch/blog, dem Blog des Koope­ra­ti­ons­mas­ters in Sozia­ler Arbeit der BFH, HSLU und OST.

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