Gekom­men ist sie vor 18 Jahren der Arbeit wegen, geblie­ben aufgrund der Liebe: Moni­que von Graf­fen­rie­d-Al­brecht erzählt im Gespräch mit mir von ihrer gros­sen Leiden­schaft für Bern, den verbor­ge­nen Schät­zen in der Berner Altstadt und weshalb die Berner Fasnacht mit jener in Basel nicht mithal­ten kann.

Text: Kommu­ni­ka­ti­ons­stu­dio Eva Zwahlen
Bild: Photo­gra­phie Pia Neuenschwander

Moni­que, wir erfah­ren heute mehr von deiner Liebe zu Bern. Zum Auftakt star­ten wir mit einem klei­nen Bern-Basel-Battle.

FC Basel oder BSC Young Boys?
Weder noch, denn mein Herz schlägt für Beach­vol­ley­ball und die Schwei­zer Frau­en, die kürz­lich die Euro­pa­meis­ter­schaft gewon­nen haben. Ganz ehrlich ärgere ich mich darüber, dass der Fuss­ball jedes Wochen­ende so viel Raum in der Medi­en­be­richt­erstat­tung einnimmt. Viele andere Sport­ar­ten kommen kaum oder gar nicht zum Zug. Das Glei­che gilt übri­gens für die oftmals erfolg­rei­che­ren Frau­en­clubs, die eben­falls kaum Aufmerk­sam­keit erhalten.

Rhein oder Aare?
Das klare Wasser, das Geräusch der Kiesel­stein­chen, die man beim Tauchen hört, die frische Luft dank fehlen­der Abgase des Schiffs­ver­kehrs – meine Liebe gilt ganz klar der Aare.

Basler Läckerli oder Berner Haselnusslebkuchen?
Ohne Wenn und Aber sind dies die Basler Läcker­li, und zwar jene von Jako­b‘s Basler Lecker­ly, der ältes­ten Läcker­li­ma­nu­fak­tur, die es gibt.

Basler Zoo oder Berner Tierpark?
Ich schätze beide sehr. Was mir am Tier­park Dähl­hölzli sehr gefällt, sind die Gebie­te, die man kosten­los betre­ten und besu­chen kann. Das ist in meinen Augen ein Riesen­plus, das man unbe­dingt erhal­ten soll­te. Nicht nur für Fami­lien ein enor­mer Mehrwert!

Fonda­tion Beye­ler oder Zentrum Paul Klee?
Hier geht mein Punkt an die Fonda­tion Beyler mit ihrem beein­dru­cken­den Bau und der tollen Lage in der Natur.

Basler oder Berner Fasnacht?
Ich mache seit über 30 Jahren Fasnacht in Basel, immer im selben Verein, der für mich fast wie eine Fami­lie ist. Die Basler Fasnacht ist in Basel veran­kert. Sie hat eine welt­weite Ausstrah­lung und nimmt durch ihre Sati­re, die zum Nach­den­ken anregt und zum Teil sehr scharf­zün­gig rüber­kommt, eine wich­tige gesell­schafts­kri­ti­sche und poli­ti­sche Aufgabe wahr. Daher gewinnt die Basler Fasnacht dieses Battle.

Du bist vor 18 Jahren von Basel nach Bern gezo­gen, um hier als Anwäl­tin zu arbei­ten. Geblie­ben bist du nicht zuletzt der Liebe wegen. Wie hat dir dein Mann Antoine Bern schmack­haft gemacht?
Antoine hat mass­geb­lich dazu beige­tra­gen, dass ich in Bern geblie­ben bin. Da er jedoch selber vor unse­rer ersten gemein­sa­men Wohnung weder in Bern wohnte noch arbei­te­te, war es eher ich, die ihm die Stadt schmack­haft mach­te. Die Basle­rin hat dem Berner Bern gezeigt, so quasi.

Welcher Platz oder Ort in Bern verbin­det dich und Antoine am meisten?
Spon­tan würde ich sagen, dass dies unsere Wohnung ist, aktu­ell jene in der Altstadt. Wir fühlen uns hier in der Rathaus­gasse zu Hause. Sie wider­spie­gelt vieles von dem, was typisch ist für Bern: die Gesel­lig­keit, das abwechs­lungs­rei­che kuli­na­ri­sche Ange­bot, die verschie­de­nen Einkaufs­mög­lich­kei­ten, das Welt­kul­tur­erbe mit den wunder­schö­nen und prak­ti­schen Lauben. Ich kann spät abends nach Hause kommen und fühle mich wohl.

Wo kannst du dich in Bern am besten erholen?
Ich erhole mich am liebs­ten draus­sen an der frischen Luft, sei es beim Sport an der Aare, bei einem Spazier­gang auf den Gurten mit anschlies­sen­dem Zvieri oder einem Bummel über den Märit und durch die Berner Gassen. Zusam­men mit Antoine bin ich auch regel­mäs­sig mit dem Velo rund um Bern anzu­tref­fen. Da wir so zentral wohnen, haben wir kein Auto, und unsere Mobi­li­tät besteht aus eige­ner Muskel­kraft oder dem ÖV.

Zu guter Letzt: Wenn du Bern in einem Wort beschrei­ben müss­test, welches wäre es und wieso?
Lebens­qua­li­tät. Die Naherho­lungs­mög­lich­kei­ten, die fried­li­che Stim­mung in der Altstadt, der Blick auf die Berner Alpen – das ist einfach sensa­tio­nell. Zudem schätze ich die kuli­na­ri­sche Viel­falt und das kultu­relle Ange­bot, vor allem auch klei­nere Thea­ter, wie das Matte- und Effin­ger-­Thea­ter und Festi­vals wie das Buskers. Ich empfinde es auch als Berei­che­rung, am Puls der natio­na­len Poli­tik zu leben, zu der auch Demons­tra­tio­nen verschie­dens­ter Art gehö­ren. Es ist beein­dru­ckend, wie nah sich Poli­tikerinnen und Poli­tiker und die Bevöl­ke­rung kommen, so etwas gäbe es wohl nirgends sonst. Für «Lebens­qua­li­tät» stehen für mich in Bern auch die vielen Keller­lo­ka­le, die ihre verbor­ge­nen Schätze erst offen­ba­ren, wenn man sie gefun­den hat.


Monique von Graffenried-Albrecht ist Anwältin in einem international erfolgreichen Schweizer Medtech-Unternehmen und unter anderem Präsidentin des BPW Clubs Bern. In dieser Funktion engagiert sie sich für Gleichstellungsthemen und mehr Frauen in Wirtschaft und Politik. Die 45-Jährige kandidiert erstmals für die FDP für den Berner Stadtrat.


alt text

Categories:  #politik